Gudauri – Ein Freeride-Paradies im Kaukasus
Gudauri ist in den letzten Jahren zu einem Geheimtipp für Freerider geworden. Lese jetzt, warum sich ein Freeride-Trip nach Georgien lohnt!
Die strategische Lawinenkunde soll helfen, das Verhältnis zwischen Risiko und Sicherheit optimal zu gestalten. Sie bildet eine Entscheidungsgrundlage für das Verhalten im alpinen Raum und hat das Ziel, Lawinenunfälle zu vermeiden.
Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen drei verschiedenen Arten der Entscheidungsfindung: die analytische Art, die probalistische Art und die intuitive Art. Jede dieser Arten hat bei der Beurteilung der Lawinengefahr und der daraus folgenden Entscheidungen ihre Berechtigung. Um das Verhältnis zwischen Risiko und Sicherheit möglichst ausgeglichen zu gestalten, muss man sich mit jeder dieser Methoden der Entscheidungsfindung auseinander setzen. Jede Entscheidung ist aber nutzlos, wenn das darauf folgende Verhalten nicht auf die Entscheidung abgestimmt ist oder man die falschen Maßnahmen ergreift.
Warum eigentlich eine Strategie?
Eine Strategie bedeutet in erster Linie ein strukturiertes Vorgehen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dieses Ziel soll mit Hilfe eines Plans erreicht werden, der unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Mittel, Ressourcen und Informationen umgesetzt wird.
Das Ziel der strategischen Lawinenkunde ist es Lawinenunfällen zu vermeiden. Das Problem ist jedoch die Komplexität der Schneedecke und der lawinenbildenden Faktoren. Selbst der beste Experte kann nicht alle relevanten Zusammenhänge erfassen, die zur Bildung von Lawinen führen.
Die Strategie soll helfen, in schwierigen Situationen und ohne vollständige Informationen Ordnung in das Chaos der Komplexität zu bringen. Es ergibt sich dadurch die Chance, mit möglichst wenig Verzicht ein akzeptables Risiko zu erreichen – sofern man bereit ist, bestimmte Maßnahmen umzusetzen und Grenzen zu akzeptieren.
Den Weg der analytischen Entscheidungsfindung könnte man als klassische Lawinenkunde bezeichnen, war er doch viele Jahre die gängige Methode zur Beurteilung des Lawinenrisikos. Bei der analytischen Entscheidungsfindung ist es notwendig, die Schneedecke zu untersuchen. Das geschieht über das Anfertigen von Schneeprofilen und die Durchführung von Stabilitätstests wie dem Rutschblock, Kompressionstest (CT) oder ECT. Das Problem ist die Aussagekraft dieser Tests. Ein Schneeprofil oder ein Stabilitätstest wird nur an einer bestimmten Stelle durchgeführt. Aber sind diese Ergebnisse auch repräsentativ für den gesamten Hang? Viele Experten bezweifeln das. Aus Bayern kommt mit der „Systematischen Schneedeckendiagnose“ die jüngste und sehr renommierte analytische Strategie. Die systematische Schneedeckendiagnose fokussiert sich auf den kleinen Blocktest und versucht, das Ergebnis mittels Prozessdenkens zu bewerten und daraus Entscheidungen abzuleiten. Damit stehen dem Anwender praxistaugliche Werkzeuge zur Verfügung. Bei jeder Tour langwierige Schneeprofile zu graben ist aus Zeitgründen nicht zumutbar.
Lawinenkommissionen oder Profis wie Berg- und Skiführer führen in ihrem Heimatgebiet jedoch sehr wohl regelmäßige Schneedeckenuntersuchungen durch, um über den ganzen Winter hinweg ein möglichst vollständiges Bild über die Vorgänge in der Schneedecke zu erhalten.
> MEHR ZUR SYSTEMATISCHEN SCHNEEDECKENUNTERSUCHUNG
> BEITRAG ZU SSD IN BERGUNDSTEIGEN
„Lawinenpapst“ Werner Munter war es, der mit seiner Methode der probabilistischen Entscheidungsfindung einen völlig neuen Weg in der Lawinenkunde aufzeigte. Anfangs waren Ablehnung und Skepsis, gerade unter Experten, groß. Heute zweifelt niemand mehr die Bedeutung und Berechtigung der wahrscheinlichkeitsbasierten Lawinenkunde an.
Die Grundidee liegt darin, dass man bestimmte Wahrscheinlichkeiten berücksichtigt und daraus einfache Denk- und Handlungsmuster ableitet. Anhand dieser einfach nachvollziehbaren Kriterien und des strukturierten Vorgehens können in komplexen Situationen sowohl Einsteiger als auch Profis zu einem guten Ergebnis kommen. Mit einem „guten Ergebnis“ ist eine Entscheidung auf Tour oder beim Variantenfahren gemeint, bei der ein gesellschaftlich akzeptables Restrisiko bleibt.
Bei probabilistischen Methoden werden folgende Annahmen und Denkmuster zugrunde gelegt:
Die Professionelle Reduktionsmethode (PRM) wurde 1992 von Werner Munter entwickelt. Sie ist die komplexeste aller Reduktionsmethoden, lässt dafür dem Anwender den meisten Spielraum hinsichtlich der Limits.
Bei der PRM geht es im Prinzip darum, das aktuelle Gefahrenpotenzial mit einem möglichen Reduktionspotenzial ins Verhältnis zu setzen. Bleibt als Endergebnis ein Risiko unter 1, so ist das Risiko akzeptabel. Falls nicht, müssen alternative Maßnahmen getroffen werden. Zum Beispiel kann ein weniger steiler Hang oder eine andere Exposition ausgewählt werden. Man versucht also durch das Hinzuziehen weiterer Reduktionsfaktoren das Risiko zu senken.
In der Praxis wird die PRM kaum in ihrer vollen Ausprägung angewandt. Eine Ursache liegt darin, dass kaum ein Experte alle zehn Reduktionsfaktoren auswendig kennt. Aus der PRM haben sich weitere Reduktionsmethoden abgeleitet:
"Der Besuch eines Kurses unter professioneller Anleitung ist unumgänglich, um die Methoden der Strategischen Lawinenkunde verstehen und anwenden zu können. "
Intuition bedeutet, gute Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Besonders Experten mit großer Erfahrung treffen Entscheidungen häufig basierend auf ihrem Bauchgefühl und erreichen damit eine hohe Trefferquote.
Die Theorie der Intuition ist, dass das Unterbewusstsein weit mehr Informationen berücksichtigen kann als das Bewusstsein. Das Bewusstsein hingegen ist sehr präzise in der Informationsverarbeitung, kann jedoch nur mit einem limitierten Umfang an Informationen umgehen. Intuition ist eine grundlegende menschliche Kompetenz, die es ermöglicht, in komplexen Situationen angemessen zu reagieren.
Auch wenn die Intuition ein geniales Mittel der Entscheidungsfindung ist und jeder von uns zumindest teilweise von Intuition geleitet wird, so hat sie dennoch auch Nachteile. Zum einen ist Intuition nur schwer nachvollziehbar und vermittelbar. In Kursen zum Beispiel kann man Intuition kaum lehren. Zum anderen ist Intuition auch nicht so stark, dass sie wirklich Unfälle verlässlich verhindert. Zwar sagen viele Experten nach Unfällen, sie hätten „ein schlechtes Bauchgefühl“ gehabt. Dennoch führt dieses Bauchgefühl in letzter Konsequenz meist nicht zu den notwendigen (Verzichts-)entscheidungen.
Dazu kommt vor allem für professionelle Entscheider in Garantenstellung (Bergführer, Skiführer, Lawinenkommission) der Aspekt, dass Intuition im Falle einer Gerichtsverhandlung nur schwer argumentierbar ist.
Für Anfänger ist die Intuition als Methode der Entscheidungsfindung also ungeeignet, in Kursen ist sie nicht vermittelbar. Experten können durchaus auf ihr Bauchgefühl zurückgreifen, sollten jedoch immer einen Gegencheck mit analytischen und probabilistischen Methoden machen.
Buchtipp: Ein kontrovers diskutiertes Buch über Intuition als Methode der Entscheidungsfindung am Berg hat der Oberinntaler Bergführer Florian Schranz verfasst. BERG SEIN – Das Buch
Kombinierte Entscheidungsstrategien berücksichtigen verschiedene Methoden der Entscheidungsfindung.
Eine der bekanntesten kombinierten Methoden ist Stop or Go. Stop or Go wurden den Bergführern Michael Larcher und Robert Pfurtscheller im Österreichischen Alpenverein entwickelt. Stop or Go setzt sich zusammen aus Standardmaßnahmen (Standard Operating Procedures – SOP) und einer Entscheidungsstrategie, die aus zwei Checks besteht (Check 1 + Check 2).
Die Standardmaßnahmen berücksichtigen grundlegende Aspekte der Tourenplanung, wie Lawinenlagebericht, Wetterbericht, Karte, Gruppe oder Ausrüstung sowie Standardmaßnahmen im Gelände. Dazu gehören Entlastungsabstände, LVS-Check, Spuranlage oder Orientierung.
Check 1 basiert auf der Elementaren Reduktionsmethode. Das heißt, es werden je nach Lawinenwarnstufe klare Limits in Bezug auf die Steilheit der zu befahrenden Hänge eingezogen. Ergänzt wird dies mit Check 2, der mittels Analytik Gefahrenzeichen in der Schneedecke berücksichtigt. Dazu gehören die kritische Neuschneemenge, frischer Triebschnee, Setzungsgeräusche, frische Lawinen, Rissbildung und starke Durchfeuchtung. Wenn nach Check 2 entschieden wird, dass keine Gefahrenzeichen erkennbar sind, kann weitergegangen werden. Sonst muss die Tour geändert oder abgebrochen werden.
Dadurch, dass Check 1 mit Check 2 rückversichert wird, ist die Stop or Go-Methode ein Tool mit viel Sicherheitspuffer, das jedoch bei konsequenter Anwendung auch viel Verzicht einfordert. Mit den „Trotzdem-Go-Faktoren“ stark verspurt, Wald oder Schmelzharsch wurde in der letztgültigen Version mehr Spielraum eingeführt.
Die Schneedecke und das Thema Lawinen sind derart komplex, dass das Treffen von richtigen Entscheidungen auch für Experten sehr schwierig ist. Entscheidungsstrategien helfen, mit Hilfe von Strukturen und Regeln einen Leitfaden zu schaffen, an dem sich Experten wie Anfänger orientieren können. Die große Herausforderung ist es, in komplexen Situation bei ungenügender Informationslage trotzdem Entscheidungen zu treffen, die ein gesellschaftlich akzeptiertes Restrisiko beinhalten. Um solche Entscheidungsstrategien richtig anwenden zu können, bedarf es viel Übung und Training. Am besten nutzt man die Ausbildungsangebote von professionellen Skiführern.
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